Monterey - M1 Max und M1 Ultra CPUs
Neues System, neue Versionsnummer. Nach BigSur 11.x kam Monterey 12.x und brachte deutlich weniger Neuerungen mit sich als seine Vorgänger. Aber ehrlich: man kann und sollte das Rad auch nicht jedes Jahr neu erfinden wollen. Neu hingegen ist so einiges an Hardware, die M1 Prozessoren sind weiter gereift und die MacBook Pros fühlen sich wertiger an als ihre Vorgänger. Und haben endlich wieder lange vermisste Schnittstellen an Bord wie einen HDMI Ausgang, einen SD Card Slot und den allseits beliebten Mac Safe Stromanschluss. Ja, Sie haben richtig gelesen, Apple hat tatsächlich Kundenwünsche berücksichtigt und die Stromversorgung per Magnetstecker zurückgebracht. Doch der Reihe nach.
Neue Hardware
MacBook Pro 14“ und 16“
Im Herbst 2021 erschienen, hieß es für die meisten Kunden erst einmal warten auf die neuen Top Geräte. Die Standard Konfigurationen („Pro“) waren zwar schnell erhältlich, die wirklichen „Pro“ Optionen, die bei Apple „Max“ heißen, jedoch nicht. Beispiel gefällig? Ein Kunde hatte 6 MacBook Pros am 19.10.2021 bestellt, geliefert wurden sie am 28.03.2022. Das kann schon mal existenziell werden, wenn man neue Mitarbeiter einstellt und die keinen Rechner zum Arbeiten haben. Aber sowohl die 14“ als auch die 16“ Geräte machen einen sehr guten Eindruck und fühlen sich insgesamt hochwertiger an als die Intel Vorgänger. Auch sind sie etwas schwerer und dicker geworden und man glaubt es kaum: sie lassen sich auch leichter reparieren, denn z.B. der Akku ist nicht mehr so massiv verklebt. Ein Punkt, der uns als IT Dienstleister immer wichtiger wird, nämlich alte Geräte vernünftig reparieren zu können und nicht noch mehr Elektronik-Schrott zu produzieren. Uns zumindest gefielen die 2021er 14“ und 16“ MacBook Pros sofort. Nun im Sommer 2022 wurde auch die MacBook Pro 13“ Reihe erneuert. Warum hier weiterhin die Touch Bar verbaut wird, ist uns ein Rätsel. Aber vermutlich ist der Grund nur der, damit Apple das Gehäusedesign nicht verändern musste. Denn die Touch Bar wurde von den wenigsten Entwicklern berücksichtigt und zeigt deutlich, das nicht alles, was auf den ersten Blick schick aussieht, auch als Innovationen angenommen wird. Ansonsten ist es beim MacBook Pro 13“ von 2022 bei den Schnittstellen der zwei USB-C Buchsen geblieben, vermutlich auch, um das Gehäusedesign nicht verändern zu müssen. Neu ist allerdings die M2 CPU, die eine erneute Performance-Steigerung mit sich bringt. In wieweit sie den M1 Max und M1 Ultra Chips Konkurrenz machen kann, muss sich erst noch in der Praxis zeigen.
Mac Studio und Studio Display
Der Mac Studio mit M1 CPU war eine echte Überraschung. Plötzlich ist da ein Gerät am Markt, das aussieht wie drei übereinander gestapelte Mac minis mit der Leistung eines Mac Pro. Und sofern die Software für die M1 Max und M1 Ultra CPU’s bereits angepasst ist, lässt er die Mac Pros auch tatsächlich hinter sich. Eine klare Empfehlung für alle, die Rechenleistung brauchen. Ob einem das Design des Studio Displays seinen stolzen Preis wert ist, muss jeder selber entscheiden. Wer auf das zeitlose Apple Design verzichten kann, greift vielleicht lieber zu ebenso hochwertigen EIZO Monitoren mit 5 Jahren Garantie. Wer auf Apples Design Wert legt, hat jetzt eine Alternative zum deutlich teureren Pro XDR Display.
Was ist neu in Monterey
Doch zurück zum Betriebssystem Monterey.
Leider sind einige Funktionen nur auf neuerer Apple Hardware verfügbar. Bei einigen Funktionen verständlich, bei anderen ist es ein eindeutiger Versuch, Kunden zu einem Neukauf zu bewegen, denn Konkurrenzprodukte zeigen, dass es auch auf älterer Hardware möglich ist. Beispiel gefällig?
Facetime
Der Facetime „Portrait Mode“, also das unscharf Blenden des Hintergrundes bei einem Facetime Call, läuft nur auf M1 Macs. Dasselbe Feature gibt es jedoch auch in Microsoft Teams oder der Software Zoom, und da läuft es auch auf nicht M1 Rechnern. Für den, der einen M1 Mac hat, ist es natürlich trotzdem „nice to have“, genau wie die Funktionen „spatial audio“ und „voice isolation“, die 3D Raumklang einführen. Wobei „voice isolation“ für das Herausfiltern von Hintergrundgeräuschen sorgt und „spatial audio“ für den Raumklang. Das Herausfiltern von Hintergrundgeräuschen können zwar auch gute Headsets, z.B. von Blueparrott, aber solch eine Funktion am Rechner zu haben (alle Mac Modelle ab 2018) ist schon fein.
Die Funktion „SharePlay“ wird vermutlich nur wenige begeistern, zumindest nicht die Pro User, die mit dem Mac arbeiten und Geld verdienen wollen. Hier lassen sich Filme gemeinsam ansehen, auch wenn man räumlich getrennt ist. Schöne neue Welt, keimfrei und auf Distanz.
Airplay
Airplay bit gibt es ja schon lange, was noch fehlte, war den Mac auch als Airplay-Empfänger nutzen zu können. Das könnte in Zukunft ein durchaus nützliches Feature werden, nämlich dann, wenn ältere Rechner ausgemustert werden, aber noch Monterey unterstützen. Dann können sie noch weiter als Airplay-Empfänger dienen. Jetzt ist es nett, wenn man z.B. bei Freunden zu Besuch ist und dort einen Film vom iPhone mal eben auf dem großen Bildschirm eines iMacs zeigen möchte.
Universal Control
Apropos teilen: mit Universal Control kann man Maus, Keyboard oder Trackpad über mehrere Geräte hinweg nutzen (Mac + iPad). Voraussetzung ist, dass die Geräte alle über denselben iCloud Account angemeldet sind. Und Universal Control kann auch Drag & Drop, über mehrere Geräte hinweg. Wer der iCloud aus Datenschutzgründen nicht traut: es gibt wie immer Alternativen. „Type2Phone“ gibt z.B. den Mac als Bluetooth-Eingabegerät aus. Selbst Copy & Paste ist möglich. So tippe ich am iPhone gerne meine Nachrichten in Threema, Signal oder WhatsApp und muss dies nicht am Touchscreen des Gerätes selber erledigen. Universal Control sollte man nicht mit „Sidecar“ verwechseln, also dem Bereitstellen z.B. eines iPads als Bildschirm-Erweiterung. Und auch Sidecar benötigt iCloud zum Koppeln. Und kann alternativ ersetzt werden durch „Duet“, das den Desktop ebenso spiegeln oder erweitern kann.
Safari
In Safari kann man nun Tab-Gruppen anlegen und diese damit thematisch zusammenfassen. Eigentlich eine hilfreiche Funktion, die allerdings fast überall zu Problemen beim Sync zwischen Tabs von Mac und iOS Geräten geführt hat, wenn z.B. auf einem iOS Gerät schon iOS 15.x installiert ist, auf dem Mac aber noch BigSur läuft. Und nicht alle Rechner unterstützen Monterey, können aber bis Herbst 2023 eigentlich problemlos weiter genutzt werden, da Apple sie bis dann noch mit Sicherheitsupdates versorgt.
Karten
Hier sind inzwischen 3D Ansichten hinzugekommen, die wirklich beeindruckend sind. Dies hilft nicht nur bei der Reiseplanung, sondern vor allem Architekten und Stadtplanungsbüros bei der Arbeit. Das Upgrade der Karten App ist allerdings auch z.B. in BigSur aufrufbar und nicht nur in Monterey sichtbar, bezieht sich also mehr auf den Datenbestand als auf die Systemversion.
Private Relay, Hyde My Email, Mail Privacy Protection
Private Relay ist ein weiterer Schritt Apple’s hin zu mehr Privatsphäre für den Nutzer. Verfügbar ist es allerdings nur für diejenigen, die für den Nutzen Ihrer iCloud auch Geld bezahlen. Was tut es? Es verschleiert im Prinzip die IP-Adresse des Nutzers beim Surfen im Internet mit Safari, so dass Webseiten-Betreiber oder auch Provider keine Rückschlüsse mehr aus dem Surfverhalten des Nutzers ziehen können. Einher gehen Funktionen wie „Hyde My Email“, bei dem Nutzer sich temporäre Email-Adressen zulegen können, die dann auf ihre richtige Email-Adresse weitergeleitet werden, quasi ein Email Alias. Eine gute Hilfe speziell für all diejenigen, die z.B. keine eigene Domain besitzen, auf der sie sich eigene, temporäre Email-Adressen anlegen können. In dieselbe Richtung zieht auch die sog. „Mail Privacy Protection“ für Apple Mail. Hiermit lassen sich Tracking Pixel, also das Nachladen von unsichtbaren, einen Pixel großer Bilder, verhindern, mit deren Hilfe Spammer nachvollziehen können, ob eine Email Adresse existiert oder nicht. Natürlich gibt es auch hier Alternativen von Fremdanbietern wie LittleSnitch der Software Schmiede Obdev.at, aber die setzt voraus, dass man sich mit dem Thema eingehender beschäftigt. Und so ist Apples „Mail Privacy Protection“ sehr zu loben, denn sie schützt den nicht Technik-affinen Anwender davor getreckt zu werden bei seinen Mail Aktivitäten.
Alle Inhalte und Einstellungen löschen
Interessant für alle, die Ihren Mac verkaufen oder weitergeben wollen. Bereits bekannt von iOS, soll es die Weitergabe eines Macs ermöglichen, ohne das System neu aufsetzen zu müssen und alles einmal mit Nullen und Einsen zu überschreiben. Getestet haben wir es noch nicht, aber wenn ich ein Gerät mit einer SSD einsetze und die Partition auch noch mit FileVault verschlüsselt habe, sollte eigentlich nichts dagegen sprechen. Denn wenn ich diesen Schlüssel „fortwerfe“, sollten sich im Anschluss auch keine Daten mehr rekonstruieren lassen. Wer noch Festplatten nutzt und keine Verschlüsselung selbiger vornimmt, kommt um ein sicheres Überschreiben selbiger nicht herum. Dies soll jetzt keine Aufforderung zum Verschlüsseln sein. FileVault ist ein tolles Feature, vor allem für mobile Geräte. Wer jedoch mit großen Datenmengen arbeitet an einem festen Arbeitsplatz, der sollte besser aus Performance-Gründen nicht verschlüsseln. Ausserdem sind dann die Chancen im Falle eines Rechner-Crashs deutlich höher, diese Daten noch zu retten.
Live Text
Live Text bedeutet nichts anderes als OCR in Bildern durchzuführen, also eine Texterkennung in einem Bild. Hierfür kann man eine extra Software wie z.B. ABBYY FineReader kaufen und bemühen. Sie wird sicherlich akkurater sein als Apples „Live Text“. Aber, eine ins Betriebssystem integrierte OCR Funktion ist schon ein echtes Killer Feature. Und das wirklich tolle daran: sie ist auch Offline verfügbar und sendet die Daten auf Wunsch nicht an Apple Server. Probieren Sie es einfach mal aus und öffnen in Monterey eines Ihrer eigenen Fotos, das Text enthält. Sei es eine Telefonnummer auf einer Visitenkarte oder eine Webadresse, die Sie zu faul sind abzutippen. Sie können das Bild mit Vorschau oder Fotos öffnen, aber selbst das Anzeigen mit Quick Look (Leertaste) im Finder genügt. Bewegen Sie den Cursor über die Textstelle, und nun sollte der Mauspfeil zu einem Text-Cursor werden und Sie können den Text herauskopieren. Hierfür würde ich glatt mal ein Apple „amazing“springen lassen. Kleine Dinge helfen im Alltag manchmal mehr, als der ganz große Rundumschlag.
Kleine Helfer
Und zum Schluss noch ein paar kleine Neuigkeiten rund um Monterey, die das digitale Alltagsleben erleichtern, ohne gleich als großes neues Feature bezeichnet werden zu müssen. Kopiervorgänge im Finder können jetzt fortgesetzt werden, ähnlich den Downloads in Safari.
Oder die Batterie-Anzeige, die gleich ersichtlich macht, was die aktuellen Stromfresser sind. Das ging zwar schon immer über die Aktivitätsanzeige, aber so ist es natürlich schneller.
Über Emojis oder Memojis kann man sich natürlich streiten, aber das personalisierte Gesicht, das die Augen rollt, wenn man sein Passwort eingibt, ist wirklich ein niedliches Gimmick.
Server?
Und zu guter letzt müssen wir natürlich, wie immer hier, die Frage nach der Server Software stellen. Apple, Mac User brauchen eine Server Software! Mit Monterey wurden nun die letzten, noch übrig gebliebenen Fragmente eingestampft und man erhält, beim Aktualisieren auf die letztmögliche Version 5.12.2 der Server Software die Meldung, dass diese zukünftig nicht mehr weitergeführt wird. Ok, es war ja eh seit OSX 10.11 nichts brauchbares mehr übrig. Ach Apple, alles wonach wir verlangen, ist eine Server Version, bei der man zuverlässig Benutzerrechte für Dateifreigaben setzen kann. Das, was davon in den Systemeinstellungen noch übrig ist, taugt schon lange nichts mehr. Und wenn möglich bitte auch wieder mit AFP, dem AppleFileSharingProtocoll, das war unserer Meinung nach nämlich nicht nur schneller, sondern auch sicherer als das Windows SMB Protokoll. Ganz besonders in der aktuellen Zeit der Verschlüsselungstrojaner. Die perfekte Hardware wäre mit den Mac Studio Rechnern vorhanden, aber wo bleibt die Software? Hoffentlich ändert hier Apple bald die bisher verfolgte Politik, denn ewig können die alten Systeme nicht weiterlaufen, und dann?