Catalina - 32 Bit sagt Tschüß
Wenn Apple etwas neues einführt, ist dies meist ziemlich konsequent. Wir erinnern uns noch gern, als einst USB eingeführt wurde und die alte, serielle Schnittstelle plötzlich in keinem Rechner mehr zu finden war. Ein Aufschrei ging durch die Branche, doch schon wenige Zeit später vermissten die meisten Benutzer die alte, in die Jahre gekommene Schnittstelle nicht mehr. Beim Umstieg auf OS X von OS 9 war es ähnlich, wobei dort das alte OS 9 System zumindest in einer virtuellen Umgebung ein ganzes Weilchen noch weiter laufen durfte. Das hätte sich manch einer sicher auch für Catalina gewünscht, denn hier ist es für manch einen auch finanziell ziemlich schmerzhaft. Alle Grafiker, die bei Adobe die CS 6 Suite gekauft haben, müssen sich unter Catalina von dieser verabschieden und auf das Adobe Abo Modell umsteigen, sofern sie mit Adobe Produkten weiter arbeiten wollen. Oder sie steigen um auf Affinity Produkte wie Affinity Photo (Photoshop Equivalent), Affinity Designer (Illustrator Equivalent) oder Affinity Publisher (Indesign Equivalent). Das geht zwar mit etwas Willen ganz gut, scheitert aber spätestens dort, wo ein Austausch offener Dateien gefordert ist, also wo Indesign oder Illustrator Dateien weiter verarbeitet und editiert werden müssen. Bei vieler anderer Software ist der Umstieg leichter zu verschmerzen. Für Office 2011 gibt es mit Office 2016 oder 2019 bereits seit längerem 64 Bit fähige Versionen, die sowohl zu kaufen als auch zu mieten sind zu einem fairen Preis. Das Abo Modell scheint sich nicht überall durchzusetzen auch wenn es für den ein oder anderen manchmal sogar nützlich ist.
MacPro 2019
Lange und sehnlichst von den Profi Nutzern erwartet, ist auch der neue, wieder modular aufgebaute MacPro gewesen. Und er übertrifft alle Erwartungen, sowohl was Performance als auch Service und Upgradefreundlichkeit angeht. Leider trifft das auch für den Preis zu. Das Basismodell startet schon mit satten 6.499,-€ in den Markt. Aber dafür ist damit zu rechnen, das man dieses Flaggschiff Apples auch wieder für 10 Jahre lang nutzen werden kann. Selbst der Prozessor lässt sich tauschen, RAM und Festplatten sogar Kinderleicht. Apple kommt hier auch den vielfach geäußerten und in unseren Augen auch berechtigten Kritiken der Umweltfreundlichkeit und Reparaturfähigkeit nach. Wir hoffen sehr, das sich dies bald auch bei allen anderen Apple Produkten wiederfinden wird. Wegwerfprodukte produzieren kann jeder, Modular mitwachsende Systeme produzieren hingegen nur wenige.
Was ist neu in Catalina?
Das nur noch Programme, die mit 64 Bit programmiert wurden laufen und alle alte, 32 Bit Software nicht mehr startet, hatten wir bereits eingangs erwähnt. Augenscheinlich ist auch, das sich iOS und Mac OS immer mehr angleichen. Das es seit neuestem auch ein iPad OS gibt, haben viele meist gar nicht bemerkt, da sich die Systeme optisch weiterhin gleichen und nur im Funktionsumfang unterscheiden. Apple weicht die von iOS stellenweise recht rigorosen Restriktionen was externe Hardware ud Dateisystem angeht hier immer mehr auf. Selbst Bluetooth Mäuse lassen sich jetzt mit dem iPad koppeln oder das iPad via so genanntem „Sidecar“ als externes Display am Mac verwenden (neueren Modellen vorbehalten). Für Catalina bedeutet der Angleich an iOS z.B., das in den Systemeinstellungen jetzt auch die Apple ID omnipresent oben über allen anderen Einstellungen steht.
Und wer sich nicht anmelden will, muss den roten Punkt dauerhaft ertragen, der immer mahnt, noch etwas unerledigt gelassen zu haben.
Das ist nicht schön. Auch wenn die iCloud vielen angenehme Vorteile bietet, mag nicht jeder seine Daten dort ablegen oder darf es sogar nicht, aus Datenschutzgründen. Beispiel gefällig? Kürzlich hatten wir eine Psychotherapeutin als Kundin, deren gesamte Kundendaten inkl. Sitzungsaufzeichnungen etc. in der iCloud gelandet waren, da ihr gesamter Dokumenten und Schreibtisch Ordner beim aktivieren der iCloud dorthin upgeloaded wurde. Das war wieder guten Wissens geschehen und hätte niemals passieren dürfen. Hier wäre es schön, wenn Apple nachbessern würde und mehr berücksichtigen könnte, das im beruflichen Umfeld Cloud Dienste nicht immer gewünscht oder erlaubt sind.
Denn ansonsten nimmt es Apple mit dem Datenschutz wirklich Ernst, was sehr löblich ist. So kann nun nicht nur für Kamera, Mikrofon oder Dateien und Ordnern eine Freigabe erteilt werden, sondern auch Programmen, die die Tastatur überwachen möchten.
Das führt leider zu extrem vielen Abfragen des Systems, die die meisten Nutzer eher überfordern als das sie helfen. Auch hier sollte Apple noch mal nachbessern.
Ein lange fälliger Schritt war das aufsplitten von iTunes. iTunes war mal dafür gedacht, Musik auf den iPod zu bringen, als dieser auf den Markt kam. Es folgte der iTunes Store, Apps konnten installiert und synchronisiert werden, gefolgt von Videos, Podcasts und Büchern. Am Ende war es einfach zu viel und so ist es jetzt gut und konsequent, dies endlich aufzulösen. Mit Catalina lassen sich iOS Geräte im Finder „betanken“ und synchronisieren und iTunes wird zur App „Musik“, „Podcasts“ und „TV“ aufgeteilt. Das läuft noch nicht ganz rund, aber das kommt schon noch denken wir.
Auch neu ist die Applikation „Wo ist?“, mit der man bei angemeldeter Apple ID nicht nur nach Freunden und seinen iOS Geräten suchen kann, sondern in naher Zukunft sicher auch nach verlegten EarPods oder anderen mittels Nachstreckenfunk verbundenen Bluetooth Geräten. Inwieweit man diese Daten der iCloud anvertrauen möchte muss jeder selber entscheiden.
Die nun über den Finder synchronisierten iOS Geräte legen ihre beim Backup erzeugten Daten immer noch am selben, lokalen Ort ab wie zuvor iTunes. Das ist gut zu wissen, so kann man diese manuell auslagern, denn so ein Backup kann, insbesondere bei mit zu wenig Speicher gekauften Geräten, das System schnell mal komplett zumüllen.
Was die Sicherheit angeht, so macht Apple jetzt das, was wir schon seit Jahren propagieren und wofür wir inzwischen oftmals belächelt wurden: es teil System und Daten in extra Partitionen auf. Das ist, dank AFPS, inzwischen auch viel einfacher geworden und verschwendet keinen Platz mehr. Eine Partition ist nunmehr nur noch ein Container auf einem Volume. Leider kommen viele Programme damit noch immer nicht einwandfrei klar, natürlich sowieso die, bei denen es beim Erstellungszeitpunkt dieses System noch nicht gab. Aber auch als System Administrator stolpert man, z.B. beim klonen von Systemen, immer wieder über Unzulänglichkeiten des Systems. Wie schon in anderen, vorherigen Artikeln erwähnt, ist es in unseren Augen aber langfristig trotzdem der richtige Weg.
Der Splittscreenmodus, der bisher nur auf dem iPad genutzt werden konnte, hat nun auch endlich den Weg auf den Mac gefunden. Wer die Maus über den grünen Punkt eines Fensters bewegt, bekommt diese Option angezeigt. Danke Apple, das ist angenehm einfach gelöst!
Der DVD Player hatte sich ja schon unter Mojave aus dem Programme Ordner in die System Library versteckt, dort ist er zum Glück auch weiterhin zu finden. Wenige nutzen ihn noch, aber schön das es ihn doch noch gibt.
Bei den Dynamischen Schreibtisch Hintergründen ist mit ein Catalina ein zweiter Hintergrund hinzu gekommen. Catalina ist, wie zuletzt alle von Apple veröffentlichten OS X Systeme, auch ein Naturpark bzw. eine großartige Landschaft. In diesem Falle eine Insel vor der Küste Kaliforniens, etwas südwestlich von Los Angeles gelegen. Und es macht, wie schon bei Mojave, Spaß dem Wechsel der Tageszeiten und des wandernden Lichtes zuzusehen.
Etwas kritischere Töne müssen wir leider wieder bei der Serversoftware anschlagen, oder besser gesagt bei dem, was da noch von übrig geblieben ist.
Zwar gibt es den neuen MacPro auch als Rack Variante für das Server Rack, doch wo bitte ist die Software dafür geblieben? Ok, vielleicht soll das neue MacPro Rack nur noch als Render Server dienen, um Video oder 3D Renderings durchzuführen. Aber speziell bei unseren Kunden besteht wirklich, wirklich Bedarf hier mal was neues zu bringen. Also mit den Funktionen, die die letzte „richtige“ Server Version OS X 10.6.8 noch hatte. Auch das Apple AFP (Apple FileSharing Protokoll) auf’s Abstellgleis schiebt, bedauern wir sehr. SMB leistet, speziell in Apple Umgebungen, weder von den Funktionen noch von der Performance das, was AFP konnte. Im Gegenteil, in Zeiten, da in gemischten Umgebungen Trojaner alle nur erdenklichen Laufwerke, die mit SMB freigegeben sind, verschlüsseln können, ist dies für uns ein „No Go“. Abgesehen davon, das die FileSharing Funktion aus der Server Software komplett entfernt wurde und nur noch unter den Freigabe Optionen in den Systemeinstellungen des Systems zu finden ist, funktioniert sie auch häufig nicht mehr sauber.
So erlebt bei Kunden, die ihren Server von OS X 10.11 auf 10.15 upgegraded haben. Ein Zugriff per AFP war dann nicht mehr möglich, nur noch per SMB. Das ist inakzeptabel! Gerade kleine bis mittelständische Unternehmen brauchen hier wieder dringend eine Apple eigene Lösung, ohne auf Windows oder Linux Server ausweichen zu müssen. Wenn das Herzstück einer Firma mit einem anderen System läuft, gibt es Probleme und irgendwann stellt sich die Frage, ob die Arbeitsplätze nicht auch mit einem anderen System bestückt werden sollten. Bitte Apple, lass es nicht soweit kommen!
Und zum Schluss noch ein Kritikpunkt zur aktuellen Hardware. Der neue MacPro ist zwar das, was wir uns seit langem gewünscht haben. Aber muss es wirklich sein, das der 2012er MacPro Alu Tower damit obsolet gemacht werden muss? Diese Geräte laufen noch immer prächtig, sind dank aufgerüsteten RAM, eingebauten SSD’s, USB3.0 und USB-C Karten sowie schneller und performanter Grafikkarten immer noch top Geräte. Nur bekommen sie OS X 10.15. Catalina gar nicht mehr angeboten. Ein MacBook Pro 15“ von 2012, und zwar nicht das mit Retina Display, jedoch schon noch, obwohl es trotz 16GB RAM, SSD und Core i7 CPU deutlich langsamer als der MacPro von 2012 ist. Das ist nicht fair und schon gar nicht umweltfreundlich. Lange Laufzeiten von Geräten sind das umweltfreundlichste, was man machen kann. Das gilt für Rechner genauso wie für Autos. In diesem Sinne: bitte Apple, versuche nicht nur im Marketing ein grünes Unternehmen zu sein, sondern auch in der Realität. Du kannst es Dir leisten. Zukünftige Generationen werden es Dir danken.