In Mac OSX 10.13.x - High Sierra hatten viele die Hoffnung gelegt, Apple würde seit langem wieder ein Upgrade herausbringen, welches statt neuer Funktionen hauptsächlich Performance und Stabilitätsverbesserungen bringen würde.
Es kam leider wieder anders. Zwar bringt High Sierra tatsächlich wenig optische Änderungen mit und erfreut daher sicherlich alle Nutzer, die lieber bei der gewohnten Arbeitsumgebung bleiben. Aber die Weichen, die Apple unter der Haube von High Sierra gestellt hat, sind zwar zukunftsweisend, allerdings wie so häufig in letzter Zeit, mal wieder nicht ausgereift gewesen bei der Auslieferung des Systems. Und so häuften sich am Anfang Bugfix Updates, Security Updates und Kompatibilitäts-Probleme. Ganz schlimm wurde es, als eine Sicherheitslücke bekannt wurde, bei der es mit einfachsten Mitteln möglich war, den kompletten Rechner mit Root Rechten zu übernehmen. Ein Supergau. Inzwischen scheint High Sierra einigermaßen rund zu laufen, aber solche gravierenden Fehler dürfen einem Unternehmen wie Apple eigentlich nicht unterlaufen. Ansonsten sind die Neuerungen unter der Haube, wie das neue Datei System APFS, welches speziell für SSD’s optimiert ist
oder die neuen Foto und Video Codecs, HEVC und HEIF, die deutlich effizienter codieren können phantastische Neuerungen. Auch die ebenfalls neu eingeführte Grafikschnittstelle Metal 2 ist zukunftsweisend, insbesondere für Apples Pläne nun auch in Virtuell Reality Welten vorzudringen. Auch das Sicherheitskonzept wurde an vielen Stellen verbessert, u.a. indem Entwickler nun dazu angehalten werden, möglichst auf Kernel Extensions zu verzichten (Erweiterungen, die sich tief im System einklinken), Überprüfungen der Hardware-ID des Rechners, Entfernen alter unsicherer SHA-1 Zertifikate usw. Die größten Änderungen betreffen aber das eingangs bereits erwähnte Dateisystem AFPS. Es arbeitet deutlich schneller und effizienter als sein Vorgänger HFS+. Partitionen werden dabei zu Containern und erleichtern das Umstrukturieren eines Systems enorm. Wenn denn die Entwickler alles richtig gemacht hätten. Das Dateisystem arbeitet zwar einwandfrei, nicht jedoch die zur Konfiguration benötigten Werkzeuge.
Festplatten ließen sich nicht mehr initialisieren und aufteilen, 1:1 Kopien nicht mehr richtig erstellen usw. Und auch für die Anwender wurde es im Finder rätselhaft, da Speicherangaben nicht mehr zu stimmen scheinen. Daran ist nicht wirklich AFPS schuld, es tut was es soll, es wurde einfach nur noch nicht richtig implementiert in Finder, Festplattendienstprogramm und Co. Selbst auf der Terminal-Ebene sieht es nicht anders aus. Es scheint einfach, als wäre Apple mit dem selber gesteckten Zeitplan nicht zurecht gekommen und hätte dann ein Verbesserungsupdate nach dem anderen nachreichen müssen. Unserer Einschätzung nach wird sich dies auch noch mindestens ein weiteres Jahr hinziehen und evtl. noch nicht einmal im nächsten System komplett behoben sein.
Auch was den vermeintlichen Zwang zur iCloud angeht ist Vorsicht geboten. Wir sehen auch dies skeptisch. Denn im Unterschied zu Dropbox und Co werden die Daten der iCloud, zumindest was Dokumente anbelangt, nicht auf dem System selber vorrätig gehalten, sondern liegen nur noch in der iCloud. Soll heißen, wenn ich keinen Zugriff auf die Cloud mehr habe, habe ich auch keinen Zugriff mehr auf meine Dokumente. Nur so lässt sich natürlich der Platz auf der Festplatte oder SSD wirklich sparen. Das hat bei dem ein oder anderen Nutzer bereits zu wirklichen Katastrophen geführt. Außerdem sind die Anmeldedialoge verwirrend. Wer die iCloud Daten deaktivieren will, wird gefragt, ob er auch wirklich alle Daten löschen möchte, selbst wenn er noch gar nichts hochgeladen hat. Das führt dazu, dass die meisten Anwender alle Daten, die sich im Dokumente-Ordner oder auf dem Schreibtisch befinden, erst mal in die iCloud hochladen. Das kann für einen Arzt oder Rechtsanwalt schnell zu einem Stolperstein werden, denn das Aufbewahren von sensiblen Kundendaten kann schnell rechtswidrig sein.
Unser Rat daher an unsere Kunden: bleiben Sie z.Zt. noch bei El Capitan 10.11.6 oder Sierra 10.12.6 und aktualisieren Sie erst, wenn es keine Sicherheitsupdates mehr gibt, es sei denn Sie benötigen das neue System wirklich, weil eine von Ihnen genutzte Software dieses zwingend voraussetzt. Und unser Wunsch an Apple: neue Betriebssystemversionen besser testen, bevor sie ausgeliefert werden. Kein Anwender ist verärgert, wenn nicht jedes Jahr ein neues Upgrade erscheint. Verärgern tut man seine Nutzer nur durch fehlerhafte Software, womöglich Datenverluste oder den gefühlten Zwang neue Hardware kaufen zu müssen, weil die alte Hardware nicht mehr läuft. Und ein ruinierter Ruf ist schwerer wieder herzustellen, als eine Euphorie über ein neue Innovation zu entfachen.